von Elisa Erpenbeck
“Aber ein solches Denkmal, wie es hier noch in Göttingen steht… Für mich war das schockierend, damit habe ich nicht gerechnet”
― Israel Kaunatjike, OvaHerero Nachfahre
Das Südwestafrika-Denkmal
An der Ecke Geismar Landstraße/ Friedländer Weg steht bis heute versteckt hinter Büschen das Südwestafrika-Denkmal. Das Göttinger Regiment Nr. 82 entsendete von 1904-1908 insgesamt 42 Freiwillige in die damalige Kolonie “Deutsch-Südwestafrika” (im Gebiet des heutigen Namibia), in einen Krieg, der heute als Völkermord gilt.
Das Denkmal wurde 1910 erbaut und gedenkt vier Göttinger Soldaten, die vermutlich bei der Niederschlagung des antikoloniale Widerstandes durch OvaHerero und Nama gestorben sind. Erst 2021 wurden die Kolonialverbrechen der deutschen “Schutztruppe” von der Bundesrepublik als Völkermord anerkannt Schätzungsweise wurden damals rund 80% der OvaHerero und 50% der Nama ermordet. Die Auswirkungen des Völkermords und der deutschen Kolonialherrschaft sind bis heute zu spüren. OvaHerero und Nama kämpfen immer noch um Anerkennung, Reparationen und Rückgabe des Landes, das größtenteils weiterhin im Besitz von Nachfahren der deutschen Kolonialisten ist.
Protest gegen das Denkmal in Göttingen gibt es schon lange. Zum Beispiel entfernte 1978 eine Gruppe des Kommunistischen Bund Westdeutschlands (KBW) den damals auf einer Weltkugel sitzenden Metalladler. Der Adlerkopf wurde am 01. Mai 1978 versteigert und das Geld an die simbabwische Befreiungsbewegung ZANU gegeben.
Die Stadt Göttingen stellte nach weiteren Protesten aus der Zivilgesellschaft 2007 eine Ergänzungstafel auf, die nur kurz auf die Verbrechen eingeht. Auch in den letzten Jahren gab es Protestaktionen, wie die Verhüllung des Denkmals 2020 mit dem Statement: “Rassismus abreißen, Göttingen dekolonialisieren!” oder Graffitis, die die zum Schutz der Gedenktafel angebrachte Plexiglasscheibe bedecken.
2022 richteten sich OvaHerero Nachfahren Israel Kaunatjike und Dr. Ngondi Kamaṱuka an die Stadt Göttingen mit der Bitte um gemeinsame Aufklärung und Veränderung des Denkmals. Einen konkreten Plan zur Veränderung des Denkmals gibt es bisher nicht.
“It honours the soldiers from Germany, who went to Namibia and who killed our people. There’s no mention of the victims. Now, if you want to talk about healing. Between all of us. I think that we acknowledge the crime that was committed, and you cannot apologize for anything unless you truly, truly show remorse that I’m remorseful. I have done wrong. I’m asking for forgiveness. I come to you and ask for forgiveness. You don’t come to me as a perpetrator of the crime and tell me what fashion that apology has to take. That’s unacceptable.”
― Dr. Ngondi Kamaṱuka, OvaHerero Nachfahre
Deutsche Übersetzung: “Es verehrt die Soldaten aus Deutschland, die nach Namibia gingen und unsere Vorfahren töteten. Es gibt keine Erwähnung der Opfer. Wenn wir jetzt von Heilen sprechen wollen. Zwischen uns Allen. Ich denke, dass wir die Verbrechen, die verübt wurden, anerkennen und dass man sich nicht für etwas entschuldigen kann, ohne dass man wirklich und aufrichtig Reue zeigt. Ich habe etwas Falsches gemacht. Ich bitte um Vergebung.
Ich komme zu dir und bitte um Vergebung. Du kommst nicht zu mir als Täter*in eines Verbrechens und sagst mir welche Form diese Entschuldigung einnehmen muss. Das ist inakzeptabel.”
HIER geht es zu den Quellen der Recherche
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Förster, Larissa (2010) Postkoloniale Erinnerungslandschaften. Wie Deutsche und Herero in Namibia des Kriegs von 1904 gedenken. Frankfurt am Main: Campus Verlag.
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unveröffentlichte Quellen:
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Göttinger Tageblatt (1935) 25 Jahre Südwestafrika-Denkmal. Göttinger Tageblatt, 28./29. Dezember 1935 (Nr. 302): 8.
Göttinger Tageblatt (1978a) Rats-FDP sagt Denkmal den Kampf an. Göttinger Tageblatt, 1./2. April 1978.
Göttinger Tageblatt (1978b) Als die FDP ihn holen wollte, verließ der Adler seinen Horst. Göttinger Tageblatt (rei), 8./9. April 1978.
Göttinger Tageblatt (1978c) KSB. „Wir haben den Afrika-Adler“. Göttinger Tageblatt, 11. April 1978.Göttinger Tageblatt (1978d) Bronzeadler kam unter den Hammer. Göttinger Tageblatt (rei), 19. Mai 1978.
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